Der Maler Gustave Courbet stammt aus dem Ort Ornans an der Loue in der Franche-Comté, dem französischen Jura. Auch wenn ihn seine Wege schon in jungen Jahren nach Paris in das künstlerische Zentrum Frankreichs führten, kehrte er doch immer wieder in seine Heimatstadt zurück. Hier lebte nicht nur seine Familie; die Landschaft mit ihren schroffen Felsen, den weiten Wäldern mit ihrem Wildreichtum – Courbet war ein begeisterter Jäger – und den Flüssen Loue, Doubs und Lison mit ihren Quellen, all das war für ihn ein reiches Repertoire an Inspiration und Motiven. Im Rahmen dieser Reise suchen wir einige Orte auf, an denen Courbet gearbeitet hat, doch wir schauen auch, was dieser Landstrich an weiteren Attraktionen zu bieten hat. Das Kloster Beaume-les-Messieur gehört zu den ältesten in Frankreich; die Salinestädte Arc et Senan und Salins-le-Bains sind Weltkulturerbe. Wir übernachten in Besancon, der Hauptstadt der Franche-Comté, und erkunden von hier aus die Region.
Mittwoch, 14. Juni 2023: Anreise und Stadtführung in Besançon
Besançon liegt in einer Schleife des Doubs und wird an ihrer vierten, offenen Seite von einem Felsenriegel verschlossen: Von Alters her war er ein wichtiger Verteidigungsposten für die Stadt, lange bevor der französische König Ludwig XIV. durch seinen Baumeister Vauban hier 1687 eine Zitadelle anlegen ließ.
Schon die Römer hatten die Vorzüge der geschützten Lage genutzt. Julius Caesar machte das römische „Vesontio“ zur Hauptstadt der Provinz Maxima Sequanorum. Bis heute führt die Porte Noire, ein für Marc Aurel errichteter römischer Triumphbogen, in den Bezirk der Kathedrale. Im frühen Mittelalter wurde die Stadt Bischofssitz und es entstand eine Vielzahl von Kirchen. Die kunsthistorisch bedeutendste ist die Kathedrale St. Jean, ein heute überwiegend spätgotischer Bau mit Erweiterungen aus jüngerer Zeit und einer reichen Ausstattung.
Seit 1302 unterstand Besançon als freie Reichsstadt direkt dem Kaiser des Heiligen Römischen Reichs. Die im 16. Jahrhundert folgende Herrschaft der Habsburger wurde durch den Sieg Ludwigs XIV. über die Spanier 1674 beendet. Seit dem ist die Stadt französisch und die Hauptstadt der Franche-Comté.
Donnerstag, 15. Juni 2023: Ornans und Umgebung
Heute fahren wir in das etwa eine Autostunde von Besancon entfent liegende Städtchen Ornans. Hier wurde Gustave Courbet am 10. Juni 1819 als Sohn einer gutbürgerlichen Familie geboren. Schon bald stellte sich heraus, dass der Junge den Erwartungen seiner Eltern an eine bürgerliche Existenz nicht entsprechen konnte. Er ging mit 20 Jahren nach Paris, doch blieb seine Heimat in Ornans ein stetiger Rückzugsort.
Wir spazieren durch den Ort, sehen, wo Courbet seine Ateliers hatte, und wir besuchen den Friedhof, auf dem er beigesetzt ist, dem er aber schon viele Jahre zuvor im in dem Gemälde "Begräbnis von Ornans" ein Denkmal gesetzt hatte. In seinem Geburtshaus ist heute ein Courbet-Museum untergebracht.
Am Nachmittag fahren wir an die Quelle der Loue. Diese hat Courbet in zahlreichen Gemälden dargestellt, ebenso wie die Source du Lison oder andere Motive aus der Umgebung von Ornans. Soweit als möglich, werden wir den einen oder anderen Ort aufsuchen.
Freitag, 16. Juni 2023:
Der heutige Tag führt uns zunächst in einer längeren Fahrt in den Süden der Franche Comte, nach Baume-les-Messieurs.
Es gibt gleich zwei Gründe, dieses Ort zu besuchen: Eingebettet in den „Cirque“, die wohl spektakulärste Natursehenswürdigkeit der Franche Comté, liegt das Dorf Baume-les-Messieurs mit der gleichnamigen Benedektinerabtei. Ein Talkessel mit hundert Metern hoch aufragenden Felswänden schließt die Ortschaft fast vollständig ein. An diesem weltabgeschiedenen, nahezu unzugänglichen Ort haben Benediktinermönche im frühen Mittelalter ein Kloster gegründet.
Die Franche-Comté wurde schon sehr früh christianisiert. Der Legende nach hat der irisch-schottische Wandermönch Columban, aus Irland kommend, hier im 6. Jahrhundert eine erste Mönchszelle gegründet, aus der sich eine Benedektinerabtei entwickelte, deren Existenz für das Jahr 910 bereits überliefert ist.
Dank seines umfangreichen Besitzes an Weingütern und Salinen erlebte das Kloster im 12. Jahrhundert eine wirtschaftliche Blütezeit. Aus diesen Jahren stammt die schlicht und archaisch anmutende Klosterkirche St. Pierre. Die Zeitläufte haben dem Kloster mal zugesetzt, es mal bereichert, zum Beispiel mit einem wertvollen Altarretabel aus einer flämischen Werkstatt. Mehr als 100 Jahre stand die Franche-Comté unter der Herrschaft der Herzöge von Burgund, zu der auch Flandern gehörte.
Arc et Senan und Salins-les-Bains
Von den reichen Salzvorkommen der Franche-Comté lagen die bedeutendsten Quellen in der Region von Salins-les Bains; bis heute zeugt der Ortsname vom Abbau und der Vermarktung vom „weißen Gold des Mittelalters“, die sich bis in die Zeit der Römer zurückverfolgen lässt. In der Hochzeit des Salzabbaus im 17. Jahrhundert machten die Einnahmen aus dem Verkauf des Salzes die Hälfte der staatlichen Gewerbeeinnahmen der Franche-Comté aus. Und das hat beachtliche architektonische Spuren hinterlassen: Die große Saline von Salins-les-Bains und die ehemalige Königliche Saline Arc-et-Senais gehören heute zum UNESCO Welterbe.
Von Süden kommend, beginnen wir mit dem Besuch der ehemaligen Königlichen Saline von Arc et Sean. Sie wurde 1779 nach Plänen des französischen Architekten Claude-Nicolas Ledoux fertiggestellt, etwa 17 km entfernt von der wesentlich älteren Anlage in Sains-les-Bains, die wir anschließend besuchen.
Der Grundriss der Saline zeigt einen halbkreisförmigen Hof, der von zehn Pavillons eingefasst wird. Man betritt die Anlage durch ein Portalgebäude im Süden, durch das man auf das Haus des Fabrikdirektors im Zentrum blickt. Ledoux entwickelte eine Fabrikstadt, in der die Architektur das streng geregelte Arbeitsleben ablesbar macht. Die Arbeiter durften die Saline nicht verlassen; Umfassungsmauer, Wachposten, Richterraum und Gefängnis sind elementarer Bestandteil des rigiden Konzepts. Die einschüchternde Architektur von Portalgebäude und Direktorenhaus mit ihren dorischen, teilweise von Bossen ummantelten Säulen spiegeln ein System, an dem jeder an seinem vorgegebenem Platz zu sein hatte. Ein Okulusfenster im Tympanon des Direktorenhauses symbolisiert das Auge des Direktors, der als direkter Vertreter des Königs sämtliches Geschehen im Hof überwacht. Die Staatsform des Absolutismus und die uneingeschränkte Macht des Königs und seiner Stellvertreter wird hier überdeutlich.
In Salins-les-Bains befindet sich der Schatz aus vergangenen Zeiten zu großen Teilen unter der Erde.
Die Salzquellen wurden hier schon im 13. Jahrhundert durch unterirdische Stollen zugänglich gemacht. Die gewonnene Sole wurde zunächst mit Muskelkraft, ab dem 18. Jahrhundert mit Hilfe von Wasserkraft nach oben gepumpt. In den oberirdischen Produktionsstätten kochte man die Sole in riesigen Pfannen 12–18 Stunden lang, bis das Wasser verdampft war und das Salz zum Trocknen zu Ballen geformt werden konnte.
Durch einige Brände und Abrisse ist die Große Saline nur in Teilen erhalten. Oberirdisch sind noch das Haus des Direktors, eine Produktionshalle mit Salzpfannen und ein Nebengebäude zu sehen. Unterirdisch aber sind die Stollen aus dem 13. Jahrhundert mit ihren romanischen Bögen vollständig erhalten. Auch die technischen Einrichtungen wie Pumpe, Abwassersystem von salzigem Wasser, der Sole und Süßwasser zum Antrieb der Pumpe sind noch vor Ort sichtbar.
Samstag, 17. Juni 2023
Den heutigen Tag verbringen wir ganz in Besancon. Das Musée des Beaux-Arts et d’Archéologie in Besançon ist das älteste öffentliche Museum Frankreichs. Mit seinem Gründungsjahr 1694 ist es fast hundert Jahre älter als der Louvre. Es befindet sich seit 1843 in einem ehemaligen Getreidespeicher im Zentrum.
Die Gemäldesammlung versammelt Werke der europäischen Malerei seit dem 14 Jahrhundert, darunter auch einige von Gustave Courbet.
Hinter einer völlig unscheinbaren Tür in einem Hinterhof der Universität kann man in die römische Unterwelt absteigen. Hier wurden die Reste einer römischen Villa freigelegt, mit großen erhaltenen Mosaiken am Boden und den Wänden.
Der restliche Nachmittag ist zu freien Verfügung. Wer den Aufstieg nicht scheut, kann zur Kathedrale hinauf gehen oder das Museum im Geburtshaus von Victor Hugo besuchen. Bei schönem Wetter bietet sich auch eine Flussfahrt auf dem Doubs an. In einer einstündigen Fahrt kann man die Stadt aus einer neuen Perspektive erleben und die Geschichte noch einmal Revue passieren lassen. Gerne organisieren wir bei entsprechendem Interesse eine gemeinsame Bootsfahrt.
Sonntag, 18. Juni 2023 - Rückfahrt über Montbéliard
Das um 1000 entstandene Montbéliard gehörte von 1397 bis 1793 unter dem Namen Mömpelgard zum Haus Württemberg. Die Stuttgarter Fürsten Ulrich und Christoph waren überzeugte Protestanten. Sie schafften 1538 den katholischen Gottesdienst ab; Mömpelgard wurde eine protestantische Bastion im katholischen Frankreich und besitzt mit dem Temple Saint-Martin die älteste und größte protestantische Kirche in ganz Frankreich. Entworfen wurde diese von Heinrich Schickhardt, dem Renaissancebaumeister der Herzöge von Württemberg in Stuttgart. Der Herzog Friedrich I., im Schloss von Montbéliard geboren, war ein aufgeklärter Herrscher der Renaissance. Von seinen Reisen brachte er neue Ideen mit, die bei der Gestaltung seiner Residenzstadt unter der Federführung Schickhardts Umsetzung fanden.
Ab 1676 besetzen die Franzosen immer wieder Montbéliard; sie konnten die württembergische Herrschaft erst 1793 endgültig zurückdrängen und die Stadt in französischen Besitz übernehmen.
In der Altstadt von Montbéliard fallen als Besonderheit kleine Rundtürme auf, die aus einigen Hausdächern hervorragen. Heute soll es noch etwa 40 der sog. „Yorbes“ geben, die im 16. und 17. Jahrhundert als Treppentürme errichtet wurden. Typisch sind auch die „Tchăfas“, Dachfenster und Dachreiter, über deren Seilwinden früher Waren auf den Dachboden gezogen wurden.
Mittwoch, 14.06 - Sonntag, 18.06.2023
Treffpunkt: Karlsruhe Hbf, Busbahnhof
Leitung: Dr. Elisabeth Spitzbart
729 € für Busfahrt, 4 Ü/HP im Hotel Ibis Style in Besancon, alle Eintritte, Führungen, Reiseleitung, Insolvenzsicherungsschein, EZ-Zuschlag 140 €