Im Tessin verbinden sich eine wunderbare Landschaft mit Seen und Gebirge, mittelalterliche Kirchen mit vielfältigem Freskenschmuck, Gärten, Parks und Museen zu einem besonderen Erlebnis. Von unserem Standort Locarno aus entdecken wir die kulturgeschichtlichen Höhepunkte der Region.
Mittwoch, 10. Mai 2023
Schon während der Anfahrt von Karlsruhe nach Locarno erleben wir das erste Highlight der Reise: die Kirche San Nicolao in Giornico, das eindrücklichste Beispiel lombardischer Romanik in der Schweiz.
Der außen sparsam gegliederte, innen archaisch wirkende Kirchenbau besitzt Wandmalereien aus spätgotischer Zeit. Die Gemälde in der Apsis überliefern - noch ungewöhnlich für diese Zeit – den Namen des Auftraggebers und des Künstlers: nicola seregno de lug. pinsi - Nicolao da Seregno aus Lugano hat gemalt 1478. Nicolao da Seregno und sein Onkel Cristoforo malten zwischen den Jahren 1448 und 1480 zahlreiche Kirchen der Alpensüdtäler aus.
Das Bild in der Apsis zeigt Christus in der Mandorla, umgeben von den Symbolen der vier Evangelisten. Über dem Mittelfenster der Apsis befindet sich eine seltene Darstellung der Dreifaltigkeit: ein Gesicht mit vier Augen, drei Nasen und drei Mündern (Trivultus). Zur weiteren malerischen Ausstattung der Kirche gehören Szenen aus der Vita des Namenspatrons, dem Hl. Nikolaus.
Donnerstag, 11. Mai 2023
Am Vormittag erkunden wir Locarno. Wir beginnen den Stadtrundgang mit dem ältesten Bauwerk der Stadt, San Vittore in Muralto. Um 1100 vermutlich über einer römischen Gründung errichtet, erhielt sie erst im 16. Jahrhundert ihren Campanile. Die romanische Hallenkrypta gehört zu den schönsten in der Schweiz.
Über die Piazza Grande, einen der schönsten Stadtplätze im Tessin, erreichen wir über malerische Gassen der Altstadt die Kirche Santa Maria in Selva mit ihren spätgotischen Fresken aus dem 14. und 15. Jahrhundert.
Das Maggiatal ist eines der größten Täler der Alpensüdseite. Wir starten in Locarno und machen schon nach wenigen Kilometern in Ponto Brolla einen ersten Stop. Hier verlässt die Maggia das Maggiatal durch eine enge Schlucht mit bizarren Felsformationen.
Wir folgen weiter der Straße ins Innere des Tales und genießen die kontrastreiche Natur. In Cevio machen wir einen weiteren Stopp. Nördlich des Ortes gabelt sich das Tal und wir biegen ab ins ins Val Bavona, von dem ein Reiseführer schreibt: „ein solch urtürmliches, wildes Gebirgtstal findet man selten. Riesige, in den Talgrund herabstürzende Felsblöcke und rauschende Wasserfälle erzählen von den Urkräften der Natur“ (Bädeker). Wir folgen dem Tal bis Foroglio, das mit Wasserfall und tradtionsreichen Steinhäusern, den sogenannten Rustici, der „wohl schönste Ort der Schweiz“ ist (GEO)
Am Nachmittag fahren wir auf den Monte Verità. Im Jahre 1900 kauften der belgische Industrielle Henri Oedenkoven und die Münchner Pianistin Ida Hofmann den Hügel Monescia über Ascona und gründeten hier die Kolonie Monte Verità, einen alternativen und vegetarischen Treffpunkt für Lebensreformer, Pazifisten, Sozialromantiker, Ausdruckstänzer, Künstler und Schriftsteller. Hier begegneten sich Anarchisten und Philosophen, Unbekannte und Persönlichkeiten wie Hermann Hesse, Rudolf von Laban, Sophie Taueber-Arp, Carl Gustav Jung, Erich Mühsam, Hugo Ball und Emmy Ball-Hennings. Der Monte Verità wurde für die ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts zu einem mythischen Ort, einem Ort der Spiritualität und Selbsterfahrung. 1926 kaufte der Bankier und Kunstsammler Baron Eduard von der Heydt den Hügel von Ascona. Er ließ von dem Architekten Emil Fahrenkamp ein Hotel errichten, das heutige Bauhaus-Hotel, und bewohnte selbst ab 1926 die Casa Anetta. Er machte den Berg zu einem Treffpunkt für namhafte Besucher aus Politik, Kunst und Gesellschaft.
Freitag, 12. Mai 2023
Dank der Lage am Nordufer des Lago Maggiore und dem subtropischen Klima gilt Ascona als die „Perle am Lago Maggiore“. Auch jenseits der beliebten Uferpromenade hat die Stadt einiges zu bieten. Im alten Ortszentrum, dem „Borgo“, liegt die sehenswerte Kirche San Pietro e Paolo aus dem 16. Jahrhundert, deren hoher Glockenturm das Wahrzeichen des Ferienorts ist. Die barocke Casa Serodine mit ihrer prunkvoll verzierten Fassade ist ein bemerkenswerter Profanbau der Stadt. Auch die Kirche S. Maria della Misericordia verdient Beachtung während unserer Stadtführung.
Leider wurde die Ausstellung der Werke von Marianne von Werfekin und ihrer Zeitgenossen in Museo Comunale d'arte Moderne in Ascona kurzfristig geschlossen.
Wir müssen uns darauf beschränken, den Spuren der Malerein in der Stadt zu folgen.
Am Nachmittag übertreten wir die Grenze nach Italien und besuchen den Botanischen Garten in Verbania. Der schottische Captain Neil Mc Eacharn konnte 1931 das Grundstück „La Crocetta“ direkt am Ufer des Lago Maggiore erwerben und fasste den Plan, hier einen Garten auf italienischem Boden anzulegen, der ihn an seine Heimat Schottland erinnern sollte. Dieser sollte sowohl ästhetische als auch botanische Ansprüche erfüllen. Die aus verschiedensten Teilen der Welt stammenden Pflanzen sollten hier möglichst ihre heimatlichen Boden- und Klimaverhältnisse vorfinden.
Im Garten wurden verschiedene Bereiche geschaffen: die „Valletta“, das kleine Tal, die Terrassengärten mit Wasserfällen, Schwimmbecken und Seerosenbassins bzw. dem Lotusblumenteich. Der Winter- und der Schilfgarten, Fontänen, Zierspringbrunnen und Wasserspiele bereichern das Bild. Nach seinem Tod 1964 ließ sich Captain Neil Mc Eacharn in einem vorbereiteten Mausoleum inmitten seiner geliebten Gärten beisetzen.
Samstag, 13. Mai 2023
Montagnola und das Tessin waren für Hermann Hesse seine Wahlheimat. 43 Jahre verbrachte der spätere Nobelpreisträger in Montagnola, wo er nach seinem Tod 1962 auch seine letzte Ruhestätte fand. In der Torre Camuzzi an der Casa Camuzzi, in der Hesse von 1919 bis 1931 lebte, ist heute ein kleines Hesse-Museum eingerichtet, das wir besuchen werden.
Doch Hesse war auch ein Naturmensch, der durch Wiesen und Wälder streifte, sich gerne bei einem Glas Wein niederließ und philosophierte.
An den Besuch der Torre Camuzzi schließen wir einen Spaziergang durch Montagnola an, der am Friedhof mit dem Grab von Hesse endet.
Hermann Hesse war nicht der einzige Künstler, dem es in Montagnola gefiel. Hans Purrmann lebte von 1944 bis 1950 ebenfalls in der Casa Camuzzi, Hugo Ball und seine Frau Emmy Hennings-Ball lebten für einige Zeit in dem kleinen Dorf Agnuzzo unterhalb von Montagnola. Hesse und Ball waren eng befreundet und Ball hat 1926 eine Biographie über Hermann Hesse geschrieben. Auch Ball ist in Montagnola beigesetzt
Ein Spaziergang durch den Parco Scherrer in Morcote gleicht einer Reise in ferne Länder. Der Park wurde ab 1930 von dem vermögenden St. Galler Textilhändler Hermann Arthur Scherrer angelegt. Der Kaufmann, den seine Geschäftsreisen in viele Länder geführt hatten, erfüllte sich auf einem damals wenig genutzten Gelände mit herrlichen Ausblicken auf den Luganer See den Traum von einem Paradiesgarten. Inspiriert durch seine Reisen ließ er Paläste, Tempel und Pavillons oft verkleinert nachbauen und bettete diese in eine artenreiche tropische, subtropische und einheimische Vegetation aus Zedern, Palmen, Eukalyptus, Bambus und allerlei Sträuchern. Angeordnet in mehreren Terrassen, kann man verschiedene Gartenräume und „Kulturkreise“ durchlaufen und hinter jeder Biegung des Weges neue zauberhafte Blickachsen entdecken. Im Anschluss an die Parkführung machen wir einen Spaziergang durch Morcote zur Kirche S. Antonio di Padova und weiteren interessanten Gebäuden im Ort.
Sonntag, 14. Mai 2023
Zum Abschied fahren wir zunächst zur Wallfahrtskirche Madonna del Sasso und genießen den wunderbaren Blick auf den Lago Maggiore.
Auf dem Rückweg erwartet uns dann noch eine weitere romanische Kirche:
Die über dem Ort gelegene Kirche Santi Pietro e Paolo in Biasca wurde zwischen dem Ende des 11. und Anfang des 12. Jahrhunderts erbaut. Sie gehört zu den wichtigsten romanischen Baudenkmälern in der Schweiz. Mit ihrem unverputzten Mauerwerk scheint der Bau geradezu aus der dahinter aufragenden Felswand herauszuwachsen. Bei aller Schlichtheit strahlt der Bau Ernst und Geschlossenheit aus.
Die dreischiffige, mit einer flachen Holzdecke geschlossene Kirche hat ein fensterloses Mittelschiff. Die einfache Architektur erfährt durch die Wandmalereien eine festliche Note. Sie entstanden zwischen dem 13. und dem 17. Jahrhundert und geben einen Querschnitt durch die lombardische Malerei dieser Jahrhunderte.
Mittwoch, 10.05 - Sonntag, 14.05.2023
Treffpunkt: Karlsruhe Hbf, Busbahnhof
Leitung: Dr. Elisabeth Spitzbart
996 € € für Busfahrt, 4 Ü/FR im Hotel City Locarno, alle Eintritte, Führungen, Reiseleitung, Insolvenzsicherungsschein, EZ-Zuschlag: 264 €