Die mittelalterliche Altstadt von Regensburg wurde im Zweiten Weltkrieg nur wenig zerstört. Nach dem Krieg widerstand man ersten Plänen, die Altstadt zugunsten einer autogerechten Stadt zu opfern. Unter der Federführung des renommierten Architekten Sep Ruf reifte der Plan zu einer Denkmal erhaltenden Instandsetzung der Altstadt. Der historische Stadtkern mit engen Gassen, zahlreichen Patrizierhäusern und Kapellen, Kirchen und Klöstern aus allen Epochen des Mittelalters konnte in der 1955 beginnenden Stadtsanierung weitestgehend erhalten werden.
Mit einem Bestand von über 1000 geschützten Denkmälern hat Regensburg heute die größte mittelalterliche Altstadt Deutschlands. Außerdem findet sich hier die größte Anzahl an Geschlechtertürmen nördlich der Alpen, was Regensburg den Beinamen „Nördlichste Stadt Italiens“ eingetragen hat. Seit 2006 wurde die Altstadt von der UNESCO als Weltkulturerbe anerkannt.
Mittwoch, 27.9.23
Am Nachmittag des Anreisetages steigen wir in die geschichtlichen Anfänge von Regensburg ein. Ein mit vier Toren versehenes römisches Legionslager war die Keimzelle des mittelalterlichen Regensburg, das sich im Bereich der Altstadt in noch vielfach erhaltenen und ergrabenen Teilen aufspüren lässt.
Bei einer Führung im document Niedermünster östlich des Doms und an der Porta Praetoria, dem höchsten noch in Teilen aufrecht stehenden Bauwerk der Römerzeit, lassen sich die römischen Überreste erleben. Im August 2021 wurden diese als Teil des „Nassen Limes“ als UNESCO-Welterbestätte bestätigt.
Donnerstag, 28.9.23
Am Vormittag setzen wir die Erkundung des römischen Regensburg fort, lernen die Ausmaße der römischen Stadt kennen und bekommen dabei bereits einen Eindruck von der heutigen Altstadt mit ihren Gassen und Plätzen. Mit der 1146 vollendeten Steinernen Brücke sind war dann im mittelalterlichen Regensburg angekommen. Diese war über Jahrhunderte der einzige befestigte Donauübergang zwischen Ulm und Wien und wurde als achtes Weltwunder gefeiert. Trotz ihres stattlichen Alters ist sie sehr gut erhalten und besitzt noch einen mittelalterlichen Brückenturm.
Von hier aus sind es nur wenige Meter zur Wurstkuchl, ein historischer Ort, an dem man auch zur Mittagspause einkehren kann. Ihr Ursprung war ein kleines, an die Stadtmauer angelehntes Gebäude, das während des Baus der Steinernen Brücke als Baubüro diente. Nach dem Auszug des Baubüros wurde es zur Garküche, in das Hafenarbeiter und Bauarbeiter von der Dombauhütte einkehrten. Im Laufe der Zeit änderte sich das Speisenangebot, heute stehen unter anderem Bratwürste auf der Karte.
Wir beginnen das Nachmittagsprogramm mit einer Führung im Dom St. Peter. Der heutige Bau wurde nach einem Brand des Vorgängers ab 1273 errichtet und im Wesentlichen noch im Mittelalter vollendet. Er ist die einzige im klassisch-französischen Stil erbaute Kathedrale östlich des Rheins. Den Dom umgibt eine Reihe kirchlicher Bauwerke, die „Domstadt“. Dazu gehört unter anderem der Domkreuzgang, der im Laufe des Jahres 2023 nach längerer Renovierung wieder zugänglich sein wird. Als Doppelkreuzgang um zwei Binnenhöfe mit einem als Grablege dienenden Mittelgang angelegt, ist er eine baugeschichtliche Rarität.
Das
Alte Rathaus der Stadt umfasst einen Komplex von mehreren historischen Bauten. Ältester und berühmtester Teil ist das in der Mitte des 13. Jahrhundert erbaute gotische Ensemble mit dem Reichssaalbau. Hier fand vermutlich schon 1355 ein Reichstag des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation statt. In späteren Jahrhunderten wurde der Ort zum regelmäßigen Versammlungsort der Reichsstände. Die vormals in verschiedenen Städte stattfindenden Reichstage wurden ab 1541 nur noch im Regensburger Rathaus abgehalten. Aus dieser Gewohnheit wurde das Rathaus von 1663 bis 1803 der Immerwährende Reichstag.
Freitag, 29.9.2023
Von unserem Hotel erreicht man in wenigen Schritten die Stiftskirche zur Alten Kapelle. So unscheinbar der Name klingt, so verbirgt sich dahinter nicht weniger als die erste Kirche Bayerns: Sie wurde 875 von Ludwig dem Deutschen errichtet. Heute dominiert im Innenraum der Glanz des 18. Jahrhunderts. Bei genauer Betrachtung kann unter dem Weiß und Gold des Rokoko noch die ursprüngliche Struktur der dreischiffigen Pfeilerbasilika mit Ostquerhaus erkennen.
Von hier erkunden wir weitere Kirchen, Profanbauten der Stadt, wie die Pfarrkirche St. Kassian von 885, aber auch zum Teil noch mittelalterliche Patrizierhäuser mit ihren Geschlechtertürmen, für die die Stadt bekannt ist. Im 13. Jahrhundert hatten sich durch Handel wohlhabend gewordene reichsstädtische Patrizier die Türme in Italien zum Vorbild genommen, um Reichtum, Weltgewandtheit, Einfluss und Bedeutung nach außen hin zu präsentieren. Immerhin sind 12 von ehemals 60 dieser Türme noch erhalten, allerdings wurden sie bis auf wenige Ausnahmen bis auf Firsthöhe gekappt.
Das Kloster St. Emmeram ist neben dem Dom derwohl bedeutendste Sakralbau in Regensburg. Um 739 gegründet; es ist eines der frühestens Klöster Bayerns und zugleich eine der einflussreichsten geistlichen Kulturstätten. Die Klosterkirche spiegelt in ihrer Architektur die Abfolge der Entwicklung von der Früh- und Hochromanik über die Frühgotik bis hin zum Barock, der im Innenraum das Bild deutlich dominiert. Hier werden 1200 Jahre Kirchengeschichte auf engstem Raum zum eindrucksvollen Erlebnis.
Das Kloster gehört heute zum Schlosskomplex des Fürstenhauses
Thurn und Taxis, eines der wenigen noch vom alten Adel bewohnten Großschlösser Europas. Die Dynastie der Thurn und Taxis entstand im Mittelalter aus einem europaweit tätigen, päpstlichen Kurierdienst. In der Zeit des Immerwährenden Reichstags wurde die Familie als kaiserliche Prinzipalkommissare in den Fürstenstand erhoben. Das Schloss wurde ab 1812 auf dem riesigen Areal des ehemaligen Klosters St. Emmeram erbaut. Das Schlossmuseum mit prachtvollen Einrichtungsgegenständen aus mehreren Jahrhunderten, der Marstall und der mittelalterliche Kreuzgang des ehemaligen Klosters werden wir im Rahmen einer Führung besichtigen.
Samstag, 30.9.23
In hoher, die umliegende Landschaft beherrschender Lage erhebt sich nahe bei Regensburg die Walhalla über der Donau. Im Auftrag des bayerischen Königs Ludwigs I. entstand hier von 1830 bis 1842 eines der bedeutendsten deutschen Nationaldenkmäler des 19. Jahrhunderts. Vor dem Hintergrund des als schmachvoll empfundenen Siegeszugs der napoleonischen Armeen wuchs in dem späteren König Ludwig I., damals noch Kronprinz, ab 1807 die Idee für einen Gedächtnisort, an dem verdiente deutschsprachige Männer und Frauen gewürdigt werden sollten.
Errichtet wurde der Bau durch den Architekten Leo von Klenze als klassizistisches Monument in Gestalt eines von Säulen umgebenen Tempels, entscheidend inspiriert vom Parthenon auf der Akropolis Athen. Im Innern erinnern zahlreiche Büsten an herausragende Persönlichkeiten aus Geschichte und Kultur.
Auch die Idee zur Befreiungshalle Kelheim geht auf den bayerischen König Ludwig I. zurück, der damit ein Denkmal zur Erinnerung an die Zeit der Befreiungskriege von 1813-15 setzen wollte.
Als Bauplatz wählte er den Michelsberg zwischen Donau und Altmühl, der sich beherrschend über dem Tal der Donau erhebt. Der Bau wurde nach einem Entwurf des Architekten Friedrich von Gärtner begonnen als ein Rundbau in byzantinischer Formgebung. Nach Gärtners Tod übernahm Leo von Klenze auch diesen Bau und veränderte die Formgebung hin zu einer antikischen Gestalt. Das monumentale Gebäude erinnert mit seinen Inschriften und Schrifttafeln an die Namen der Schlachten und Feldherrn der napoleonischen Befreiungskriege. An der Außenseite der Halle stehen 18 Statuen für die deutschen Volksstämme und Regionen. Von hier oben hat man einen wunderbaren Blick auf die bayerische Donaulandschaft
Sofern es die Pegelstände der Donau zulassen, fahren wir am Nachmittag mit dem Schiff durch den Donaudurchbruch zu Kloster Weltenburg. Das Kloster war für die Annäherung von der Wasserseite aus konzipiert. Das kongeniale Brüder- und Künstlerpaar Egid Quirin und Cosman Damian Asam schuf hier ein barockes „theatrum sacrum“. Das eher karge Äußere lässt den prunkvollen Barockraum des Inneren nicht erahnen. Das Langhaus ist ein längselliptischer Kuppelraum – der erste in Bayern. In ihm verschmelzen Architektur, Malerei und Plastik zu einer unlösbaren Einheit, die von der Lichtführung unterstrichen wird.
Ziel- und Höhepunkt des Raumes ist der Hochaltar, auf dem – als Bühne angelegt – der Heilige Georg mit Drachen und zu befreiender Prinzessin vor einer Lichtfolie in den Raum reitet: ganz großes Barocktheater.
Sonntag, 1.10.23
Am Neupfarrplatz fand von 1995 bis 1998 die bisher größte archäologische Grabung in Regensburgs Innenstadt statt. In geradezu idealtypischer Weise traten dabei die Schichtungen der Stadtentwicklung zutage. Der Querschnitt reichte von römischen Offizierswohnungen über das mittelalterliche jüdische Viertel samt Synagoge bis zu einem Luftschutzbunker aus dem Zweiten Weltkrieg. Ein Teil des Grabungsareals wurde dauerhaft zugänglich gemacht.
Zum Abschluss betrachten wir noch einige Höhepunkte aus dem Historischen Museum in Regensburg, ehe wir die Rückfahrt nach Karlsruhe antreten.
Mittwoch, 27.09. - Sonntag 01.10.2023
Treffpunkt: Karslruhe Hbf, Busbahnhof
Führungen: Dr. Frank Piontek
Reiseleitung: Dr. Elisabeth Spitzbart
689 € für Busfahrt, 4 Ü/fr im Arthotel Ana Aurel Regensburg, alle Eintritte, Führungen, Reiseleitung, Insolvenzsicherung und Führungsanlage , EZ-Zuschlag: 120 €