Der Schwäbische Impressionismus wurde bisher mit Malern wie Christian Landenberger, Hermann oder Gustav Schönleber verbunden. Die zahlreichen Malerinnen dieser Zeit wurden von einer männlich dominierten Kunstgeschichtsschreibung konsequent 'übersehen‘. Sie in das Licht der Öffentlichkeit zu holen, hat sich diese Ausstellung zur Ausgabe gemacht, die im Sommer 2024 bereits auf Schloss Achberg am Bodensee zu sehen war. Die Ausstellung präsentiert rund 100 Werke von 15 Künstlerinnen, darunter Arbeiten von Käte Schaller-Härlin oder Mathilde Vollmöller-Purrmann aus den Jahren 1895 bis 1925.
Da ihnen der Weg in eine klassische akademische Ausbildung bis 1928 verschlossen war, studierten viele in den sogenannten Damenklassen an der Akademie der Bildenden Künste Stuttgart und fanden in Adolf Hölzel oder Christian Landenberger ihre Lehrer. Außerdem versuchten sie ihre Situation zu verbesser, in dem sie sich zusammenschlossen, etwa in dem 1893 gegründeten Württembergischen Malerinnen - Verein, eine der frühesten Gründungen dieser Art in Deutschland. Dieser Zusammenschluss sorgte für mehr gesellschaftliche Anerkennung und fungierte als Ausbildungs-, Atelier- und Vernetzungsort. Einige Mitglieder lebten in dem von dem Verein unterhaltenen Malerinnenhaus in Stuttgart.
Stilistisch sind die Arbeiten dieser Frauen breit gefächert: Die ältesten Künstlerinnen kamen aus dem Realismus, der im Laufe der 1890er Jahre von einer impressionistischen Schaffensphase abgelöst wurde, die zehn bis fünfzehn Jahre andauert. Anschließend griffen sie Einflüsse anderer Stilrichtungen auf wie Expressionismus und Neue Sachlichkeit.
Trotz zahlreicher Hindernisse für Künstlerinnen waren diese oft zu Lebzeiten rege am Kunstgeschehen beteiligt und durchaus anerkannt, meist wurden sie jedoch von der Kunstgeschichte vernachlässigt und übergangen. Diese Versäumnisse werden seit einigen Jahren aufgearbeitet und der über 100 Jahre männlich dominierte Kanon des Schwäbischen Impressionismus aufgebrochen. Dabei wird der Anteil von Frauen an der Entwicklung der Kunst verschiedener Epochen und Stilrichtungen beleuchtet. Ziel ist es, dass Frauen in Zukunft keine gesonderte Ausstellung mehr benötigen, um auf sie aufmerksam zu machen, sondern ganz selbstverständlich und gleichberechtigt einbezogen werden.
Am Nachmittag lernen wir in einer Stadtführung die Hauptsehenswürdigkeiten der Altstadt von Bietigheim kennen.
Maria Hiller-Foell, Weißes Stillleben,1913, Bund Bildender Künstlerinnen Württembergs, Foto Frank Kleinbach; Bildquelle: Städtische Galerie Bietigheim-Bissingen
Maria Caspar-Filser, Sestri Levante – Blick vom Hotel dei Castelli auf die Bucht, 1911, Sammlung Kreissparkasse Biberach, Foto Steffen Dietze © VG Bild Kunst, Bonn; Bildquelle: Städtische Galerie Bietigheim-Bissingen
Marie Sieger, Selbstporträt, 1913, Hällisch-Fränkisches Museum, Schwäbisch Hall, Foto Margit Kern; Bildquelle: Städtische Galerie Bietigheim-bissingen
Treffpunkt: Karlsruhe Hbf
Leitung: Dr. Elisabeth Spitzbart
Gebühr wird ergänzt