Retrospektive

Gerhard Richter

Das Museum Kunstpalast in Düsseldorf zeigt im Herbst eine große Gerhard Richter Retrospektive Verborgene Schätze ausschließlich mit Werken aus Privatbesitz, die man so vermutlich nicht mehr zusammen sehen kann. Das Museum Kunstpalast selbst ist als Haus mit einer umfangreichen Sammlung ein fast tagesfüllendes Ziel . Dazu soll es wieder vielfältiges  ein Begleitprogramm geben.

Dienstag, 5.11. 2024 - Anreise über Ahrweiler

In einer Tunnelanlage von 20 Kilometern Länge verbirgt sich unter den Weinbergen im Umkreis von Ahrweiler das einst geheimste Bauwerk der Bundesrepublik Deutschland. Sein offizieller Name lautete „Ausweichsitz der Verfassungsorgane der Bundesrepublik Deutschland in Krise und Krieg“: Hierin sollte sich die Regierung im Verteidigungsfall zurückziehen, um das Funktionieren des Staates zu gewährleisten. Dieser „Regierungsbunker“ war eine 17,3 Kilometer lange Bunkeranlage, die durch das Bundesinnenministerium 1960 bis 1972 in zwei Tunneln der nie fertiggestellten Eisenbahnstrecke Ruhr-Mosel-Entlastungslinie angelegt wurde.

Hierin wurden alle Räume untergebracht, die für das Funktionieren des Staats in Katastrophenfällen notwendig  waren, vom Schlafzimmer des Bundeskanzlers über ein Fernsehstudio bis hin zu Schlafräume für weitere Mitglieder der Regierung, Küche und  Krankenstation. Seit 2008 dient die Anlage unter dem Namen Dokumentationsstätte Regierungsbunker nur noch musealen Zwecken. Teilbereiche des geheimsten Bauwerkes in der Geschichte der Bundesrepublik sind heute öffentlich zugänglich gemacht.

In einer ca. 90-minütigen Führung durch die unterirdischen Welten erhält man Einblick in die Originalschauplätze und erfährt spannende Geschichten rund um die damalige Zeit.

Nach unserer Ankunft in Düsseldorf  können wir uns einem weiteren unterirdischen Museum zuwenden: dem KIT - Kurzform für Kunst im Tunnel, ein  Ausstellungshaus für zeitgenössische Kunst. Während des Baus des Rheinufertunnels entstand zwei Meter unterhalb der Rheinuferpromenade ein „Tunnelrestraum“, der nun ein Ausstellungsraum ist. Er liegt in der Nähe des Landtags und der Rheinkniebrücke und wird seit 2007 für die Präsentation zeitgenössischer Kunst genutzt.  Das Architekturbüro Fritschi/Stahl/Baum war zuvor mit der Konzeption für den unterirdischen Ausstellungsraum und das oberirdische Entree betraut worden. Es entstand ein zum Rhein hin verglaster Pavillonbau auf der Promenade, durch den die Besucher über eine große Treppe (oder Aufzug) in den unterirdischen Ausstellungsbereich gelangen. Der 140 m lange, rund 10 m breite und 5 m hohe Raum schwingt sich elliptisch parallel zum Rhein entlang. Für die bildenden Künstler ist er, ohne gerade Wände und Fußboden, eine spezielle Herausforderung.  Der Ausstellungsraum mit seinen rohen Betonwänden hat zwei Oberlichter, die Einblicke von der Promenade ermöglichen.

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Blick in die aktuelle Ausstellung "Der rote Faden" , Viki Berg: Monster Garden, 2024 - Getuftetes Acrylgarn, Spiegelkuppel


Mittwoch, 6.11.24: Gerhard Richter im Kunstpalast

Die große Herbstausstellung des Museum Kunstpalast in Düsseldorf zeigt unter dem Titel Verborgene Schätze mehr als 130 Arbeiten aus allen Schaffensphasen und Werkgruppen Gerhard Richters, die sich in rheinischen Privatsammlungen befinden. Viele von ihnen wurden zuvor selten oder sogar noch nie öffentlich gezeigt. In der umfassendsten Gerhard Richter-Ausstellung in Deutschland seit über zehn Jahren geben diese Arbeiten Einblick in das gesamte Spektrum seiner Kunst – von den Anfängen in den frühen 1960er Jahren bis in die jüngste Vergangenheit.



Die Ausstellung lenkt den Blick auf das Rheinland als ein ideales Umfeld, in dem sich sein Werk seit seiner Übersiedlung aus Dresden 1961 entfalten konnte. Hier traf er auf Gleichgesinnte wie Sigmar Polke und Günther Uecker, auf Vorbilder und Reizfiguren wie Joseph Beuys und schließlich auch auf so neugierige Sammlerinnen und Sammler. Die gezeigten Werke wurden von engagierten Sammlern und von großen Unternehmen erworben, zum Teil mit Künstlerkollegen getauscht.


Neben der aktuellen Sonderausstellung ist die Präsentation der ständigen Sammlung einen ausführlichen Blick wert. Diese vereint alle Gattungen der Kunst; neben weltberühmten und kostbaren Gemälden trifft man auf Designobjekte, die wir alle aus unserem Alltag kennen und die man vielleicht nicht in einem Museum erwartet. Da die Sammlung mit 130.000 Objekten sehr umfangreich ist, kann immer nur ein Bruchteil davon gezeigt werden. Der Bestand wird zweimal im Jahr umgehängt. Die aktuelle Präsentation trägt den Titel: Alles Kunst?! Von Aldi bis Rubens. Sie lädt dazu ein, sich der grundsätzlichen Frage zu stellen: Was ist Kunst ist, was kann oder sollte sie sein.

Auf dem Rückweg vom Kunstpalast zum Hotel macht wir Halt am Kö-Bogen.  Der riesige Baukomplex ist eine Shopping-Mall, entstanden auf einem innerstädtisches Sanierungsgebiet, das von dem Stararchitekten Daniel Liebeskind  in mehreren Bauabschnitten realisiert wurde. Wir werden dort zu einer Architekturführung erwartet.

Das Projekt erhielt die Auszeichnung in der Kategorie „Bestes Stadterneuerungsprojekt“.  Der Preis honoriert nicht nur die architektonische Qualität, sondern ist eine Anerkennung der städtebaulichen Vision,  das Herz der Düsseldorfer Innenstadt  umzugestalten und die Königsallee zu verlängern. Daniel Liebeskind entwarf für das Areal des ehemaligen Jan-Wellem-Platzes ein zweiteilige Gebäudeensemble mit vielfältigen Nutzungen: hochfunktionale Büroräume, Geschäfte und gastronomische Angebote.  Kennzeichnend für den Kö-Bogen ist eine prägnante Fassade aus Glas und weißem Naturstein, die zur Nord- und Westseite hin mit diagonalen Schnitten, den sogenannten „Cuts“ aufgebrochen wird. Mit einer begrünten Fassaden wendet sich der Kö-Bogen  mit den schwebenden Gärten der Königsallee zu.




Donnerstag, 7.11. 24:  Krefeld

Krefeld ist für Architektur Interessierte eine wahr Schatzgrube. Die Unternehmer der sehr erfolgreichen Krefelder Seidenindustrie engagierten von den 1920er-Jahren bis in die 1960erJahre für ihre Projekte in Architektur, Design und Lehre heute berühmte Vertreter ihres Fachs, wie Ludwig Mies van der Rohe, Lilly Reich, Elisabeth Kadow, Johannes Itten, Hans Poelzig und Egon Eiermann. Viele waren am Bauhaus, einige waren bis in die 1960er Jahre in Krefeld tätig. Die Stadt Krefeld erlebte eine Periode kultureller und wirtschaftliche Blüte trotz der allgemeinen Krisenhaftigkeit dieser Zeit.

Wir widmen uns in einem begleiteten Stadtspaziergang diesem architektonischen Erbe der Stadt. Der damals  nur unter Kennern bekannte  Architekten Ludwig Mies van der Rohe, später  letzte Direktor des Bauhauses in Dessau, hat mit den Villen der Seidenfabrikaten Hermann Lange und Josef Esters zwei frühe ikonische Wohnhäuser geschaffen. Sie sind  Ausdruck der besonderen Freundschaft zwischen Esters und Lange. Privathäuser von Unternehmern dienen auch immer der Selbstdarstellung. Daher überrascht es, dass die beiden Industriellen nicht das Bedürfnis hatten, sich voneinander abzugrenzen oder gegenseitig zu übertrumpfen, sondern sich zwillingshafte Häuser schufen, in denen sogar das von Mies und Lilly Reich entworfene Mobiliar für den Essbereich identisch war.


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 Thomas Schütte "Pavillon", Krefeld Kaiserpark, anlässlich des Bauhaus Jubiläum 2019 von Pelz
CC BY-SA 3.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0>, via Wikimedia Commons

Aus Anlass des Bauhaus-Jubiläums 2019 entstand unweit der beiden Villen 2019 der Thomas Schütte-Pavillon,  eine begehbare Großplastik. Im Rahmen unserer Führung  werden wir neben diesen  Highlights weitere Objekte kennen lernen: den Hochschulbau von Bernard Pfau, das ehemalige Verwaltungs- und Lagergebäude des Seidenweberei Unternehmen VerSeidAG  von Egon Eiermann,  der Mies van der Rohe Campus und vielleicht auch das  Haus Heusgen. Mit seiner Komposition aus liegenden weißen Kuben und einem überkragenden Dach auf schlanken, runden Stützen vor den bodentiefen Fenstern, die mit Wandscheiben alternieren, ähnelt das Haus Heusgen dem Mies’ Modell-Wohnhaus auf der Bauausstellung 1931 in Berlin. Diese  Nähe ist kein Zufall: Der Architekt Willy Kaiser hatte viele Jahr für Mies gearbeitet. 

Freitag, 8.11.24: Schloss Drachenburg

Die Drachenburg im Bonner Riesengebirge ist Rheinromantik pur. An der Stelle einer längst verfallenen mittelalterlicher Vorgängerburg ließ der Bauherr Stephan Sarter, der als Börsenanalyst zu großem Reichtum gelangt war, 1882-1884 einen der bedeutendsten Schlossbauten des ausgehenden 19. Jahrhunderts in Deutschland entstehen. 1881 von Herzog Georg von Sachsen-Meiningen in den Adelsstand erhoben, sollte diese Anlage Burg seinen neuen Stand repräsentieren.

Entstanden ist ein Gesamtkunstwerk aus Schlossarchitektur, einem Landschaftspark und einer einzigartigen Panorama-Aussicht auf den Rhein und das Siebengebirge.

Petersberg

Das Hotel auf dem Petersberg  ist für die Bundesrepublik bis heute von großer Bedeutung als Gästehaus der Bundesregierung. Das 1892 eröffnete Hotel war von 1949 bis 1952 Sitz der Hohen Kommission der Alliierten, danach wurde es Gästehaus des Bundes.  Auch nach Verlegung des Regierungssitzes nach Berlin blieb das Haus im Besitz des Bundes und wird für besondere Anlässe als Gästehaus und als Stätte nationaler und internationaler Konferenzen genutzt (z.B. Petersberger Abkommen, Petersberger Klimadialog). Bei einer Tasse Kaffee können wir die Reise ausklingen lassen, bevor wir die Rückfahrt antreten.


Dienstag, 5.11. bis Freitag, 8.11.2024

Treffpunkt: Karlsruhe Hbf, Busbahnhof

Reiseleitung: Dr. Elisabeth Spitzbart
698 € für Busfahrt, 3 Ü/FR im Hotel Premier Inn Düsseldorf Citycenter, alle Eintritte, Führungen, Reiseleitung, kein EZ-Zuschlag

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