Kunstreise Niederrhein

Der Niederrhein ist eine abwechslungsreiche Kulturregion: Von römischer Antike bis zur Kunst des 20. Jahrhunderts, von barocken Wasserschlössern mit ihren Parkanlagen bis hin zur modernen, naturnahner Landschaftsgestaltung ist ein breites kunst- und kulturgeschichtliches Spektrum zu erleben.

Mittwoch, 24. April 2024 Anreise über Schloss Dyck

Schloss Dyck ist eines der kulturhistorisch bedeutendsten Wasserschlösser des Rheinlandes. Im Grenzgebiet von Köln, Jülich und Geldern konnten sich die Herren von Dyck im Mittelalter ein eigenes Herrschaftsgebiet errichten. Nach dem Aussterben des  Geschlechts 1394 übernahmen die Herren von Reiferscheidt das Territorium. Unter ihrer Herrschaft wurde im 17. Jahrhundert das heutige Wasserschloss errichtet,  ein Bau von wehrhafter Geschlossenheit und klaren Proportionen. Ergänzt wird es durch einen Park, der ab 1794 im Stile eines englischen Landschaftsgartens gestaltet wurde. Der damals amtierende Fürst Joseph zu Salm-Reifferscheidt-Dyck war Privatgelehrter und Verfasser botanischer Werke, insbesondere des „Hortus Dyckensis“, einer Dokumentation aller im Park und in den Gärten der Anlage gezogenen Pflanzen. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz würdigt den Park auf Grund der „bemerkenswert vielen wertvollen Gehölzen und Pflanzenraritäten“.


Donnerstag, 25. April 2024

Schloss Anholt bietet gleich eine doppelte Attraktion.  Es gibt sich wie ein münsterländisches Wasserschloss, das sich an den Niederrhein verirrt hat. Die wunderschöne Anlage, bis heute Privatbesitz der Fürsten zu Salm-Salm, hat nicht nur eine beeindruckende  Architektur mit sehenswerter Innenausstattung wie der Bibliothek, den barocken Möbeln, chinesischem Porzellan und prächtigen Leuchtern, sondern auch eine beachtliche Kunstsammlung. Über 700 Werke von Alten Meistern können hier entdeckt werden: Rembrandt, Gerard Ter Borch, Esteban Murillo, Salvator Rosa, Hans Holbein, Jan van Goyen …, ob spanische, italienische, holländische oder deutsche Meister, alles Arbeiten von sehr guter Qualität: eine Insel der Kunst oder, wie Hanno Rauterberg schreibt: Ein Louvre auf dem Land.

Anschließend erkunden wir Kalkar:  Die Stadt wurde 1230 von Graf Dietrich von Kleve als Planstadt angelegt.  Die Gründung erfolgte auf einer ovalen, von sumpfigem Gelände umgebenen Sandbank, die die Grundform der Stadt vorgab.  Schon zwölf Jahre später erhielt der Ort das Stadtrecht. Durch die Wollweberei konnte Kalkar im 14. Jahrhundert großen Reichtum erwirtschaften, der sich im Bau von Rathaus und Nikolaikirche niederschlug. Um 1600 begann der Niedergang der Stadt, die bis ins 20. Jahrhundert eine Ackerbürgerstädtchen war. Die Rückständigkeit hatte auch Vorteile: Das mittelalterlich geprägte Stadtbild blieb erhalten. Im Rahmen unserer Stadtführung erkunden wir die Altstadt mit dem historischen Marktplatz, dem gotischen Rathaus und schmucken Treppengiebelhäusern. Die benachbarte St. Nikolai Kirche besitzt eine herausragende spätgotische Ausstattung mit mehreren Schnitzaltären und zeitgenössischer Glaskunst.

Als letzten Programmpunkt des Tages besuchen wir Schloss Moyland. Die im Ursprung mittelalterliche Anlage erhielt ihre heutige Gestalt ab 1854 von keinem geringeren als dem Kölner Dombaumeister Ernst Friedrich Zwirner als romantische Wasserburg im neugotischen Stil.  1945 bei schweren Frontkämpfen stark beschädigt, ist die ursprüngliche Einrichtung der historischen Räume gänzlich verloren.

Nach der Gründung der Stiftung Museum Schloss Moyland 1990 erfolgte die äußere Wiedererrichtung im neugotischen Stil, dem letzten historisch überlieferten Zustand. Das Innere wurde für die Nutzung als Museum eingerichtet, in das die von den Brüdern Hans und Franz Joseph van der Grinten gestiftete Kunstsammlung einzog. Ihr Schwerpunkt sind Arbeiten von Joseph Beuys, es sind aber auch Wechselausstellungen zu sehen.

Das Schloss ist in die niederrheinische Landschaft und eine historische Gartenanlage eingebettet. Barocke Gartenelemente wie das Alleen- und Grabensystem bestimmen noch heute seine Grundstruktur. Im Zuge der neugotischen Umgestaltung des Schlosses wurde der Garten im "gemischten Stil" angelegt, in dem sich Partien eines englischen Landschaftsgartens mit Strukturen eines architektonischen Gartens zu einer reichen Park- und Gartenlandschaft verbinden. Hier wurde 1997 ein Skulpturenpark eingerichtet, der die Sammlung mit Arbeiten von Erwin Heerich, Eduardo Chillida, James Lee Byars, Gerhard Marcks ergänzt.


Freitag, 26. April 2024 Kröller-Müller-Museum Otterlo

Die 1869 in Essen-Horst geborene Unternehmerstochter Helene Müller konnte nach ihrer Hochzeit mit dem wirtschaftlich überaus erfolgreichen Anton Kröller zwischen 1908 und 1922 eine beachtliche Kunstsammlung von 669 Arbeiten aufbauen, die als die erste bedeutende moderne Kunstsammlung der Welt gilt. Kernstück der Sammlung sind 87 Werke von van Gogh, die zweitgrößte Van-Gogh-Sammlung der Welt nach dem Van Gogh Museum in Amsterdam. Dazu kommen zahlreiche Werke seiner Zeitgenossen: Seurat, Signac, Monet, aber auch Vorläufer Camille Corot, Honoré Daumier oder Paul Cezanne sowie kubistische Werke.

1928 gründete das Ehepaar Kröller-Müller eine Stiftung mit dem Ziel, die Sammlung öffentlich zugänglich zu machen. 1935 folgte die Stiftung des Nationalparks Hoge Veluwe, in dem 1937 von Henry van de Velde ein Museum erbaut wurde, in dem auf Wunsch der Stifter der Dreiklang von Kunst, Natur und Architektur eine Verbindung eingehen sollte, was in wunderbarer Weise gelungen ist. Auch nach der Übernahme des Besitzes durch den Staat wurde dieses Konzept durch die Anlage eines Skulpturenparks und die Erweiterungsbauten namhafter Architekten wie Gerrit Rietveld oder Aldo van Dyck, fortgeschrieben.

Jagdschloss Sankt Hubertus

Das Jachthuis Sint Hubertus oder Jagdhaus St. Hubertus liegt im Norden des heutigen Nationalparks Hoge Veluwe, ein Gebiet, das das Ehepaar Kröller-Müller bereits 1909 als Jagdrevier erworben hatte. Den Architekten Hendrik Petrus Berlage beauftragten sie mit dem Bau eines Jagdhauses, das 1920 fertiggestellt wurde. Im Mittelpunkt des Gebäudes steht der alles überragende Aussichts-turm, von dem aus die umliegende Wald- und Heidelandschaft wie von einem überdimensionierten Hochsitz aus betrachtet werden kann. Die Grundform des Gebäudes ist von einem Hirschgeweih inspiriert. Berlage entwarf neben der Architektur auch die komplette Inneneinrichtung, Kacheln, Lampen und Möbel.


Wegen der beschränkten Zugänglichkeit dieses Gebäudes werden wir es leider nur von außen bestaunen können.



Samstag, 27. April 2024 Xanten

In der Antike war Xanten eine der größten Metropolen in den germanischen Provinzen Roms. Im Schutz eines um 50 n. Chr. erbauten Legionslager entstand eine regelmäßig angelegte zivile Siedlung, die in ihrer wirtschaftlichen Blütezeit im 2. Jahrhundert von Kaiser Trajan die Stadtrechte und seinen Namen bekam: Colonia Ulpia Traiana. Damals lebten hier mehr als zehntausend Menschen. Doch nach dem der Rhein seinen Lauf geändert und sich von der Colonia entfernt hatte, verlandete der lebenswichtige Hafen, was den Niedergang einläutete.  Im Gegensatz zu Städten wie Regensburg oder Trier entstand das mittelalterliche Xanten nicht auf den Mauern der römischen Stadt. Deren Reste wurden von der Bevölkerung des Mittelalters als Steinbruch benutzt, so dass nur noch weniges aus dem Boden ragte. Trotzdem kann man heute im Archäologischen Park Xanten römisches Leben fast 1:1 wieder erleben. Nach intensiven Forschungen wurden Bauwerke im originalen Maßstab und am originalen Standort als begehbare Modelle ihrer römischen Vorbilder wieder aufgebaut : Handwerkerhäuser, Tempel, Tore, Amphitheater und Stadtmauern lassen das Bild einer römischen Stadt wieder erstehen.

Der christliche Legionär Viktor soll gemeinsam mit weiteren Angehörigen der Thebäischen Legion im 4. Jahrhundert im Amphitheater hingerichtet worden sein. Sein Grab bildete den Ausgangspunkt für den Bau der Stiftskirche St. Viktor, um die  sich die mittelalterliche Stadt anlegte. Der Kölner Erzbischof verlieh ihr 1288 Stadtrechte.

Als sich der Rhein um die Mitte des 16. Jahrhunderts erneut ein neues Flussbett suchte, versank die vormals vom Handel auf dem Fluss profitierende Stadt in Bedeutungslosigkeit. Der großartige gotische Dom (Baubeginn 1263) mit seiner wertvollen Ausstattung ist bis heute beredtes Zeugnis einer glanzvollen Vergangenheit.



Sonntag, 28. April 2024 Museum Insel Hombroich

Ein halbes Jahrhundert nach dem Ehepaar Kröller-Müller begann der Düsseldorfer Kunstsammler Karl-Heinrich Müller damit, seine Vision einer Verbindung von Kunst, Architektur und Natur umzusetzen. 1982 kaufte er Insel Hombroich, einen verwilderten Park an der Erft, die wenige Kilometer später bei Neuss in den Rhein mündet. In Zusammenarbeit mit Künstlern, Architekten und einem Landschaftsplaner schuf er eine Landschaft mit Parks, Auen und Terrassen. Darin eingebettet sind zehn von dem Architekten Erwin Heerich entworfene Pavillons als „begehbare skulpturale Architekturen“, die u.a. der Präsentation von Kunstwerken dienen. Zu sehen sind nicht nur Werke der europäischen Kunst des 20. Jahrhunderts (Hans Arp, Alexander Calder, Paul Cézanne, Eduardo Chillida, Alberto Giacometti, Yves Klein und vielen anderen), sondern auch Kunst der Khmer und Kunstwerke aus dem frühen China. Der Maler Gotthard Graubner entwickelte ein spezielles Ausstellungskonzept: Die Exponate sind nicht chronologisch oder stilistisch geordnet, vielmehr inszenierte er den Dialog zwischen traditioneller asiatischer und moderner europäischer Kunst.

Den Planern ist es auf einmalige und überzeugende Weise gelungen, Kunst, Architektur und die Auenlandschaft der Erft zu einem außergewöhnlichen Museumsprojekt zu verbinden.

Mittwoch, 24. bis Sonntag, 28. April 2024

Treffpunkt: Karlsruhe Hbf, Busbahnhof

Leitung: Dr. Elisabeth Spitzbart

915 € Busfahrt,  4 Ü mit Halbpension im Landhotel Lebensart **** bei Kalkar, alle Eintritte, Führungen, Reiseleitung und Insolvenzversicherung, EZ-Zuschlag 200 €

Link zum Hotel: https://www.landhotel-lebensart.de/

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