Passau

Drei Flüsse. Drei Welten. Eine Stadt

Passau ist eine Muse. Grazil. Italienisch. Florentinische Aura.

Mit einem alabasterweißen Domgesicht, feinädrigen Gassen sowie tragenden, starken und umschmeichelnden Armen.

Einem kräftigen smaragdgrünen, einem ausladenden walzerblauen und einem wärmenden moorig dunklen. Drei Flüsse. Drei Welten. Inspirierend.

schreibt der Passauer Kabarettist und Schauspieler Sigi Zimmerschied

Mittwoch, 28.8.24:  Anreise über Dachau

Um die vorletzte Jahrhundertwende gehörte Dachau mit zu den bedeutendsten Künstlerkolonien Europas. Vor den Toren Münchens gelegen, bot der kleine Marktflecken vielfältige Anregungen für Maler, die im Stil der Pleinairmalerei und des Impressionismus Motive in der Landschaft suchten. Das Licht- und Schattenspiel der Bäume und Sträucher, die besonderen Lichtverhältnisse bei Fön, die Kulisse der Alpen und der Rand des Mooses boten zahllose Motive. Manche kamen für einen Sommer, andere ließen sich hier auf längere Zeit nieder.

Die Künstler nahmen auf das Leben Dachaus großen Einfluss, pflegten und überlieferten die Gebräuche der Region und suchten die Schönheiten der Architektur und Natur zu bewahren. Damals war etwa jeder zehnte Einwohner ein Maler, darunter berühmte Namen wie Adolf Hölzel, Ludwig Dill und Arthur Langhammer. Insbesondere die Frauen ließen sich in den privaten Malschulen der Künstlerkolonien ausbilden, wie Lily Hildebrandt oder Ida Kerkovius. Wir besuchen die Gemäldegalerie und das Schloss Dachau.


Donnerstag, 29.8.24:  Altstadt  Passau 

Am Vormittag erkunden wir zu Fuß die Altstadt: Wir beginnen am Rathaus und spazieren durch die Altstadtgassen bis zum Dreiflüsse-Eck, wo wir den Zusammenfluss der blauen Donau, des grünen Inns und der eher braunen Ilz beobachten können. Vorbei an der Jesuitenkirche St. Michael erreichen wir Kloster Niedernburg. Die Architektur der Klosterkirche zum Heiligen Kreuz spiegelt ihre lange und wechselvolle Geschichte. Das heutige Langhaus der vermutlich schon 776 gegründeten Kirche ist eine Pfeilerbasilika aus dem 11. Jahrhundert. Die Benediktinerinnenabtei wurde 1010 von Heinrich II. zur Reichsabtei erklärt. Nach dem Tod ihres Mannes, des Königs Stephan von Ungarn, trat Gisela, die Schwester des Kaisers, in das Kloster ein, wurde zur Äbtissin gewählt und hier auch beigesetzt. Ihr Hochgrab stammt aus der Spätgotik, ebenso wie der Chor der Kirche und der Emmauskapelle. Von der ebenfalls zum Kloster gehörenden Marienpfarrkirche aus dem 12. Jahrhundert sind nur wenige Teile erhalten. Sie birgt Wandmalereien aus dem 12. Jahrhundert.

Um die Mittagszeit erreichen wir den Dom St. Stephan, in dem täglich um 12 Uhr die Domorgel in einem etwa halbstündigen Konzert zu hören ist.

Die Passauer Orgel ist die größte Domorgel der Welt. Mit 233 Registern und vier Glockenspielen, verteilt auf fünf eigenständige Orgelwerke, ist sie weltweit nahezu einmalig und fasziniert durch die vielen Klangfarben und Schattierungen. In dem Konzert werden die Klangmöglichkeiten der Orgel mit einem breiten Spektrum von Orgelmusik verschiedener Jahrhunderte vorgestellt. Leichte Einschränkungen sind leider zu erwarten: Aufgrund umfangreicher Bauarbeiten kann die Orgel bis voraussichtlich 2026 nicht im vollen Umfang aller Teilwerke gespielt werden kann.


Nach dem Orgelkonzert und einer Mittagspause  wenden wir uns dem Dom St. Stephan zu. Bereits um das Jahr 450 ist eine Kirche in der spätantiken Stadt Batavis bezeugt. Das heutige Wahrzeichen der Stadt wurde allerdings erst nach dem Stadtbrand von 1662 als eine der maßgebenden Barockkirchen nördlich der Alpen wieder aufgebaut von Carlo Lurago (Architekt) und Giovanni Battista Carlone (Stukkateur) im Stil des italienischen Barock.

Von früheren Bauphasen hat sich der gotische Ostteil erhalten. Der spätgotische, ursprünglich dreischiffige Chor, das Querhaus und der Vierungsturm wurden dabei in die zeitgenössische, also barocke Innenraumgestaltung einbezogen. In der Außenansicht ist die gotische Formensprache noch deutlich ablesbar.



Das Museum am Dom befindet sich in den prunkvollen Räumen einer der bedeutendsten historischen Gebäude der Passauer Altstadt, der Neuen Residenz. Sie besticht unter anderem durch das prächtige Treppenhaus mit feinstem Rokokostuck. Im ersten Stockwerk befindet sich die einstige fürstbischöfliche Bibliothek. Mit seiner historischen Ausstattung, den farbenfrohen Fresken, dem barocken Buchbestand und den kostbaren Objekten aus dem Domschatz vermittelt der großzügige Raum ein faszinierendes Erlebnis. Zu sehen sind Meisterwerke von der Romanik bis zum Barock.



Freitag, 30.8.24:  Die Innstadt

Hoch über der Innstadt erhebt sich die  Wallfahrtskirche Mariahilf mit ihren markanten Turmhelmen und dem angegliederten Kloster. Seit dem frühen 17. Jahrhundert wird hier ein Gnadenbild Mariahilf verehrt, dessen Original (Lucas Cranach) der Fürstbischof von Passau, Leopold Erzherzog von Österreich, 1611 als Gastgeschenk erhielt.  Als Leopold Landesfürst in Tirol wurde, nahm er das Bild mit, in Passau blieb eine Kopie.

Als 1693 Türken Wien umzingelt hatten, floh der Habsburger Kaiser Leopold I. nach Passau. Dort betete er täglich vor dem Marienbild um Befreiung. „Maria Hilf“ wurde der Schlachtruf im Kampf gegen die Türken, der schließlich in der Schlacht am Kahlenberg gewonnen wurde.

Die Hauptsehenswürdigkeit ist die Stiege: 321 Stufen führen als gedeckter Treppengang oder „Himmelsleiter“ auf den Mariahilfberg hinauf. An den Wänden hängen zahlreiche Votivtafeln: Bitten um Gesundheit, Schutz der Familie und Danksagungen für erwiesene Gnaden. Und natürlich kann man über diese Stiege auch nur abwärts laufen und den Weg hinauf bequem im Bus ‚bewältigen‘,  denn die schöne Aussicht möchte sich sicher niemand entgehen lassen.


Von dort geht es weiter zum Museum Kastell Boiotro. Das Kastell war ein spätrömisches Militärlager, dessen Besatzung für Sicherungs- und Überwachungsaufgaben am Nordrand des  Donaulimes zuständig war.  Der Fluss bildete hier die römische Reichsgrenze. Die prägende Bedeutung des Kastells für die Stadt wird in diesem Museum erlebbar. Es ruht auf den Fundamenten des 280 n. Chr. erbauten spätrömischen Kastells Boiotro, das seit 2021 zum UNESCO-Welterbe „Römischer Donaulimes“ gehört. 600 Exponate mit antiken Quellen, erläuternden Texten und zahlreichen Modellen beleuchten die 400 Jahre währende Römerherrschaft in einer Grenzstadt im Norden des Imperiums.


Eindrucksvoll und unübersehbar thront die Veste Oberhaus auf dem Georgsberg am linken Donauufer über der Stadt. Von hier aus hat man einen wunderbaren Blick auf Passau. Die Veste gehört zu den größten und mächtigsten Burganlagen Europas. Gegründet 1219 und über Jahrhunderte erweitert, ist sie ein imposantes europäisches Kulturdenkmal. Heute beherbergt sie u.a. ein Museum mit verschiedenen Dauerausstellungen zur Geschichte Passaus.





Ausflug nach Linz

Samstag, 31.8.2024

Die oberösterreichische Landeshauptstadt Linz war 2009 europäische Kulturhauptstadt. Sie befindet sich damals wie heute in einer Phase des Umbruchs und der Neuorientierung von einem ehemals bedeutenden Industriestandort hin zu einer Stadt von Kunst und Kultur. So entstanden mit dem Museum Lentos und dem Ars Electronica Center (AEC) zwei Museumsneubauten mit wegweisender Architektur und zukunftsweisenden Konzepten, die heute das Donaugelände bei der Nibelungenbrücke prägen.

Linz war aber auch „Hitlers Lieblingsstadt“. Den Nachwehen dieser Zeit widmet sich immer wieder das Museum Lentos.

Während unseres Aufenthalts zeigt das Haus die Ausstellung: Die Reise der Bilder. Hitlers Kulturpolitik, Kunsthandel und Einlagerungen in der NS-Zeit im Salzkammergut.

Das Salzkammergut war während des Zweiten Weltkriegs Umschlagplatz und Rettungsort von bedeutenden Kunstwerken der europäischen Kunstgeschichte. Hitler ließ für sein geplantes Linzer “Führermuseum“ tausende Kunstwerke im Salzbergwerk Altaussee einlagern. So wurde Kunst nach der Verunglimpfung der Moderne als „entartet“ durch Raub und Entzug zur Beute und für die Ziele des Nationalsozialismus instrumentalisiert. Auch österreichische Museen nutzten 1944/45 den Franz-Josef-Erbstollen in Bad Ischl/Lauffen im Salzkammergut als temporäres Lager.

Die Ausstellung präsentiert mehr als 70 Kunstwerke, die im Zweiten Weltkrieg geraubt, im Salzkammergut gesammelt, gelagert,  zwangsverkauft, verschoben, geborgen und gerettet wurden. Meister­werke von Francisco de Goya, Edvard Munch, Lovis Corinth, Giovanni Battista Tiepolo, Tizian, Anton van Dyck, Moritz von Schwind, Ferdinand Georg Waldmüller u. v. m. erzählen ihre Geschichte von Reisen und Irrfahrten mit vielen Stationen und Lagerorten.

Am Nachmittag widmen wir uns der Altstadt von Linz. Wir sehen das Alte Rathaus, das Linzer Schloss, Dreifaltigkeitssäule und den Neuen Dom, einen gewaltigen Kathedralbau in neugotischen Formen aus dem 19. Jahrhundert nach einem Entwurf von Dombaumeister Vincenz Statz. Ausgebildet an der Kölner Dombauhütte u.a. bei Ernst Friedrich Zwirner zeichnete er in der Folgezeit verantwortlich für bedeutende neugotische Kirchen wie die Votivkirche in Wien.




Sonntag, 1.9.24: Glasmuseum Passau und Rückfahrt


Im Bayrischen Wald wird seit Jahrhunderten Glas produziert. Anfangs waren es nur kleine Glasperlen für Rosenkränze, die bei Geistlichen und Klöster rege Abnahme fanden. Daraus entwickelten sich bedeutende Glasmanufakturen, die teilweise bis heute existieren, wenn auch die Nachfrage deutlich geringer ist als in Zeiten vor der Erfindung des Pressglases.

Das Glasmuseum in Passau präsentiert die weltweit größte Sammlung von Glas aus dem Bayrischen Wald. Von dem Bestand von über 30.000 Gläsern wird etwa die Hälfte ausgestellt. Die Geschichte des Glases wird in 25 Räumen von 1650 bis 1950 dokumentiert. Gezeigt werden u. a. Exponate aus Barock, Empire, Biedermeier, Klassizismus, Historismus, Jugendstil, Art déco und Moderne.


Nach dem Besuch des Glasmuseums treten wir die Rückfahrt nach Karlsruhe an.



Mittwoch, 28.8. bis Sonntag, 1.9.2024

Treffpunkt: Karlsruhe Hbf, Busbahnhof,

7.45 Uhr Kofferverladen, Abfahrt 8 Uhr

Führung: Dr. Frank Piontek

Reiseleitung. Dr. Elisabeth Spitzbart

829 € für 4 Ü/Fr im Hotel Blauer Bock Passau, alle Eintritte, Führungen, Reiseleitung, Insolvenz-Sicherung, EZ-Zuschlag im Deluxe-Zimmer 108 €,  im Komfort-EZ 96 €


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